Autor: Heinz-Jürgen Althoff
Medium: butterflymanager NEWS 07/2016
Datum: 01.07.2016

Im Zeitalter von Digitaler Transformation und Industrie 4.0 wird auch das stärkste Unternehmen von der Konkurrenz abgehängt, sofern es sich nicht weiter entwickelt und Innovation zeigt. Bessere Produkte, vernetzte Dienstleistungen, mehr Kundennutzen und deshalb immer wieder neue Geschäftsfelder – all das in rasender Geschwindigkeit.

Der Kampf um die technologische Vorherrschaft ist hart. Um ihn zu bestehen, benötigen Unternehmen hochqualifizierte Spezialisten und Individualisten, die den Unterschied zum Wettbewerb ausmachen. Diese sehen Muster, Zusammenhänge und Chancen, die sich anderen nicht erschließen. Doch solche Menschen sind nicht leicht zu führen und brauchen eine motivierte Mannschaft, mit denen die Ziele gemeinsam erreicht werden.

Nicht an bewährten Strategien festhalten, sondern Veränderungen anstoßen, innovativ sein, Projekte und Produkte schnell vorantreiben – davon hängt der Erfolg von Unternehmen heutzutage ab. Doch wer ist der Treiber dieses Erfolgs? Wer liefert die Ideen und verfolgt sie mit Überzeugung?

Langjährige Mitarbeiter erledigen zwar seit Jahren akkurat ihre Aufgaben, sind aber oft in ihrer Arbeitsweise und ihren Ansichten stehen geblieben, sozusagen in hohem Maße betriebsblind. Sie scheuen Veränderungen, verlassen nur schwer ausgetretene Pfade und übernehmen tendenziell ungern Verantwortung. Hier braucht es Typen, die anders sind, die um die Ecke denken, die frei und kreativ in ihren Ideen sind. Richtige Individualisten! Sie erkennen Muster und Zusammenhänge, wo andere nur Chaos sehen. Sie können Impulse an den richtigen Stellen setzen, sie haben Vorschläge, die das Unternehmen messbar voranbringen – und sie tragen so dazu bei, dass es der Konkurrenz immer einen Schritt voraus ist.

Das Spiel entscheiden Einzelne

Es ist ähnlich wie im Fußball: Spieler wie Cruyff, Ronaldo oder Ibrahimovic sind Genies, großartige Solisten, die dem Spiel die entscheidende Wendung geben können oder den ausschlaggebenden Treffer erzielen. Mit ihnen zu arbeiten, gestaltet sich jedoch nicht immer leicht, denn sie sind schillernde, meist exzentrische Persönlichkeiten. Und doch brauchen sie das Kollektiv, die Mannschaft, die hinter ihnen steht, die ihnen zuarbeitet.

Das Genie und das Team

Auch hochbegabten Talenten ist es, wie Spitzensportlern, kaum möglich sich anzupassen: Sie fallen zwar positiv durch ihre herausragenden Leistungen auf, sind kreativ, können gut analysieren und haben eine schnelle Auffassungsgabe. Sich reibungslos ins Team eingliedern – schwierig. Weshalb? Sie sind ungeduldig, hinterfragen Entscheidungen ihrer Vorgesetzten, verstehen Bedenken oft nicht und ecken mit ihren außergewöhnlichen Methoden und Ansichten an. Darüber hinaus übertreffen sie in den meisten Fällen ihre Vorgesetzten an Fachwissen und Ideen.

Wie Sie Individualisten integrieren – 5 Tipps für die Praxis

  • Seien Sie authentisch! Das Schlimmste für Mitarbeiter ist, wenn sie merken, das Gegenüber spielt eine Rolle – gerade Individualisten haben sensible Antennen.
  • Begegnen Sie ihnen auf Augenhöhe! Hochqualifizierte Mitarbeiter brauchen echte Sparringspartner, die sie fordern – und nicht in ihre Schranken weisen. Vertrauen und Respekt sind Ihre wichtigsten Führungsinstrumente.
  • Stehen Sie zu Ihren Schwächen! Geben Sie eigene Fehler zu und akzeptieren Sie Fehler anderer auf dem Weg zu innovativen Lösungen. Nur wenn Fehler zulässig sind, können neue Pfade eingeschlagen und Ideen getestet werden.
  • Vertrauen Sie denen, die Sie nicht mögen! Jeder umgibt sich bevorzugt mit Menschen, die einem ähnlich sind in Wesen und Ansichten. Doch wahre Innovation entsteht durch unterschiedliche Charaktere und Ideen.
  • Passen Sie Ihre Organisation an – nicht die Mitarbeiter! Sobald Regeln, Strukturen und Abläufe die Kreativität und Schnelligkeit Ihrer Mitarbeiter behindern, müssen sie angepasst werden. Niemals umgekehrt.

Ein Höhenflug, der allen nutzt

Gleichzeitig brauchen Unternehmen aber solche Typen. Denn sie sind der Motor für langfristigen Erfolg. Sie liefern Ideen und geben Anregungen, auf die ihre Kollegen nicht kommen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt braucht es Menschen, die die neuen Technologien verstehen, sie anwenden und vor allem die Fantasie haben, sich Erweiterungen und Anwendungen vorzustellen, die noch nicht existieren. Es sind Individualisten, die Firmen voranbringen. Ein schlauer Schnörkel, eine geniale Idee, eine unerwartete Improvisation – und der Erfolg ist sichtbar.

Im Fußball wie im Unternehmen.

Dr. Heinz-Jürgen Althoff ist mit Leib und Seele Interim Manager. Eine Festanstellung kommt für ihn nicht in Frage. Althoff stammt aus einer Kaufmannsdynastie – er ist Urenkel des gleichnamigen Warenhausgründers (später Karstadt). Das war ihm jedoch zu „unsolide“ und so wurde er Ingenieur. Seine liebsten Projekte heute: Komplexe, hochproblematische Situationen, für die es keine Blaupause gibt – sondern bei denen neben hoher technischer Expertise nur eine hohe Sozialkompetenz hilft.

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